Marie C Dann (URC*)
Marie C Dann (URC*) „Arbeitszeit ist flüchtig.” Mit ihrer Technik des „Blaumachens” stellt Marie C Dann (URC) die Frage nach dem Mehrwert der eigenen selbstbestimmten Tätigkeit, die durch die Muße der eigenen künstlerischen Tätigkeit sichtbar wird. Die Arbeit entsteht im ortsspezifischen Kontext und wird bei Trick 2 auf der Fensterscheibe des Ausstellungsraums entstehen. Die Medien dieses Werkes sind die Fensterscheibe und das einfallende Licht, die zusammen mit den Zeichnungen mit Wachsstift einen temporären Schattenwurf hinterlassen. „Blaumachen ist harte Arbeit.” Als Performance präsentiert Marie C Dann (URC) „Die Bibliothek der Unsagbaren”. Darin wird die Frage gestellt, ob geschrieben, was nicht gesagt werden kann. Die performative Praxis gibt Raum für menschliche Algorithmen, unhörbare Voiceover, unpersönliche Handschrift und digitales Diktat. Auch diese Arbeit nutzt die Fensterscheibe als Trägermedium. Zudem entsteht sie im Austausch mit Menschen.
Text by Lukas Helling
Gila Epshtein
Gila Epshtein interessiert sich in ihrer Kunst für alltägliche Situationen, die normalerweise übersehen oder als unwichtig erachtet werden: Kühlschränke, schmutzige Teller, ungeordnete Räume oder Supermarktregale. Für Trick 2 zeigt sie Malereien, die einen solch alltäglichen Blick zulassen. Der fragmentarische Einblick in die Konsumwelt der Supermarkte zeigt die Selbstverständlichkeit der Verfügbarkeit alltäglicher Produkte. Unabhängig von Tages-oder Jahreszeit können hier Waren für jede Situation gekauft werden: Der Blick auf das Anti-Mückenspray bereitet bereits auf den nächsten Sommer vor. Die Bildkompositionen beleuchten außerdem den Wert von Farben, Licht und Schatten, die zusammen mit exakten Formen auftreten.
Text by Lukas Helling
Daniel Kuge
Kuge berichtet in seinen Malereien vom Menschen, wie er sich mit seinen Objekten, seinen Maschinen, seinen Entscheidungen und seinem gebauten Raum in die Welt einschreibt. Die Werke entstehen aus einer Arbeit mit einem Bild-Archiv heraus und spiegeln das menschliche Streben nach Perfektion und das Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Objektwelt wider. In dem Bild „MTM2-L2GK1G-22” tritt eine Verbindung von Profanem und Sakralem auf. In den hohen Fenstern eines Kirchengebäudes trifft der fragmentarische Blick auf eine Farbmischung, die der Asthetik der Darstellung einer Wärmbildkamera ähnelt. Krater, als Symbol der profanen Verstörung, sind als Kontrast auf der Oberfläche einer dünnen Zeichnung zu sehen, die vor ihrem Hintergrund zu verblassen droht; zu sehen in der Malerei „MTM2-L2IK1M-22”.
Die Relikte aus archaischer Vorzeit treten zusammen mit der Darstellung einer unbestimmten Zukunft auf. Dazwischen steht die Zeit des industriell geprägten Anthropozäns, in dem sich Urtypisches mit Technologischem verbindet. Kuge arbeitet in seinen Malereien mit strengen und exakten Formen, die für die architektonische, menschliche Einschreibung in seine räumliche Umgebung stehen. Trotz ihrer Exaktheit sind sie nicht eindeutig zu identifizieren. In ihrer Stille strahlen sie doch etwas Monumentales aus; etwas Futuristisches, in dem aus Gegenwärtigem eine zukünftige Formgebung entsteht.
Text by Lukas Helling
Lennart Koch
In einem Büroordner, der an der Wand befestigt ist, wird der Prozess des Recherchierens und Archivierens für die Betrachter:innen sichtbar gemacht. Dabei geht es nicht um das Kunstwerk als sichtbaren Teil der künstlerischen Arbeit, sondern um den Prozess hinter den Werken, die in diesem Ordner zusammengefasst, das Bild ergeben. Beim Durchblättern wird der multimediale Aspekt der künstlerischen Recherchearbeit deutlich: klassische wissenschaftliche Lektüre mischt sich mit dem Inhalt anderer Print-Erzeugnisse. Dazu kommen Bilder und Bildfragmente, die zusammen mit Zeitungsartikeln und Social Media-Screenshots gesammelt werden. Vom Künstler eigenes Bildmaterial wird mit approprierten Bildern und Texten zusammengesammelt und durch die Gegenüberstellung in Relation gesetzt. Da den Betrachter:innen keine bestimmte Reihenfolge oder Betrachtungsweise vorgegeben ist, entzieht sich die Arbeit der westlichen Tradition einer chronologischen Arbeitsweise. Bei Kochs Werk steht eine netzwerkartige Struktur des Arbeitsprozesses im Vordergrund, der um die Frage nach der Grenze zwischen künstlerischer Recherche und der tatsächlichen künstlerischen Produktion kreist. Die Sammlung des recherchierten Materials macht den sonst unsichtbaren Prozess der Recherche sichtbar.
Text by Lukas Helling
Anna Miethe
Anna Miethe arbeitet bei ihren Kunstwerken verstärkt mit künstlichem Licht: eine Fotografie, die in einem Leuchtkasten präsentiert wird und ein digitaler Bildschirm machen ihre Arbeiten erst sichtbar, die sich sonst in einem dunklen Raum befinden. Die Videoarbeit Transkutan” (2021) befindet sich in einem weißen Holzkasten, der voll allen Seiten verschlossen bleibt. Auf seiner Oberseite befindet sich eine kleine Erhöhung - dem Okular eines Mikroskops ähnlich - die die Neugierde der Betrachter:innen weckt, einen Blick in sein Inneres zu werfen. Das Bild, das man zu sehen bekommt, erweckt den Eindruck einem krabbelnden Käfer zuzuschauen; verstärkt wird diese Illusion durch bewegliche digitale Animation aus Röntgenbildern und durch den Klang einer Vielzahl von Insekten. Die Bewegung, das Licht und die dazugehörige Soundinstallation tauscht darüber hinweg, dass es sich eigentlich um einen bereits länger verstorbenen Wellensittich handelt, der von einer Geräuschkulisse von gurrenden Tauben unterlegt ist. Die Arbeit stellt die Frage nach der Schöpfer:innen Rolle. „Was Leben gibt, was es nimmt und wo sich die Vortäuschung des Lebendigen wiederfindet”. […
Text by Lukas Helling
Talie Piraza Kasimir
Talie Piraza Kasimir ist eine one-woman-band, die Emotionen, Fragen und Mythen ausdrückt, die auf dem Weg gesammelt wurden. Während sie als Mensch auf diesem Planeten wandelt, gibt sie dem Drang nach, zu erzählen, was im Inneren wächst, als Reaktion auf die Vielfalt der Umstände, Menschen, Heartbreaks, den Himmel der Ozeane und die Spuren und Gerüche, die diese in der Landschaft ihres Inneren hinterlassen. Tanzbar, treibende Beats, sphärisch, fieberhaft verträumter Gesang und Gitarrensounds.